Nationale Front des demokratischen Deutschland



Nationale Front des demokratischen Deutschland

Die Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik (bis 1973 Nationale Front des demokratischen Deutschland) war ein Zusammenschluss der Parteien und Massenorganisationen.

Durch die Nationale Front sollten dem Anspruch nach, alle gesellschaftlichen Gruppen Einfluss auf gesellschaftspolitischen Prozesse nehmen können. Faktisch war die Nationale Front jedoch auch ein Mittel, um die Blockparteien und Massenorganisationen zu disziplinieren und die Vormachtstellung der SED im Staat zu festigen.

Schon vor der Gründung der DDR gab es einen Vorläufer der Nationalen Front, den bereits 1945 gegründeten Antifa-Block, auch als Demokratischer Block bekannt. Auf dem Dritten Deutschen Volkskongress im Mai 1949 wurde dann die Nationale Front ins Leben gerufen. Auf der 9. Tagung des Deutschen Volksrates am
7. Oktober 1949 wurde das Manifest der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands vorgestellt. Die konstituierende Sitzung fand am 7. Januar 1950 statt. Im Februar 1950 wurde der Nationalrat der Nationalen Front ernannt.

Eine wichtige Funktion übernahm die Nationale Front bei den Volkskammer- und Landtagswahlen im Oktober 1950: Nur die Kandidaten der Nationalen Front auf den Einheitslisten waren bei der „Wahl‘ zugelassen. Anfangs sollte sich die Nationale Front noch mit gesamtdeutschen Fragen beschäftigen, doch seit 1968 war es ihre Hauptaufgabe, alle Parteien und Massenorganisationen zu einem „gemeinsamen sozialistischen Weg zusammenzuschließen“.

Seitdem bestand die hauptsächliche Bedeutung der Nationalen Front in der Organisation der Scheinwahlen, bei denen es nur die „Einheitsliste“ der Nationalen Front gab, die in der Regel im Block gewählt wurde. Die eigentliche Wahl wurde dabei auf die Kandidatenaufstellung durch die Nationale Front verschoben, die in Ausnahmefällen auch ausgetauscht wurden. Die Aufteilung der zu besetzenden Plätze auf die Parteien und Massenorganisationen wurde dabei bereits im Voraus festgelegt und blieb über viele Wahlperioden gleich. Die SED hatte zusammen mit den der SED angehörenden Vertretern der Massenorganisationen stets die absolute Mehrheit.

In den Struktureinheiten der Nationalen Front, in den 17.000 Ausschüssen auf unterschiedlichen Ebenen bis hinunter zu den Wohngebietsausschüssen, arbeiteten 300.000 Menschen ehrenamtlich mit. Sie entfalteten an manchen Orten auch lokale Aktivitäten und waren in Zusammenarbeit mit den Stadt- und Gemeinderäten für Ordnung und Sauberkeit in ihren Wohnbezirken verantwortlich. Sie organisierten unter anderem Wertstoffsammlungen und veranstalteten Wohngebietfeste. Die Nationale Front war Trägerin des kommunalen Wettbewerbs Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit!