Pionierorganisation "Ernst Thälmann"

     


Pionierorganisation "Ernst Thälmann"

Die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ benannt nach dem Arbeiterführer und KPD-Vorsitzenden (1925 bis 1944), war in der DDR die politische Massenorganisation für Kinder. Ihr gehörten seit den 1960er/1970er Jahren fast alle Schulkinder vom ersten bis zum siebten Schuljahr als Jung- oder Thälmannpioniere an.

Die Pionierorganisation, die der FDJ  angegliedert war, wurde am 13. Dezember 1948 gegründet und im August 1990 aufgelöst.

Die Pionierorganisation war Teil des "einheitlichen sozialistischen Schulsystems" in der DDR. Sie bildete die Vorstufe zur Mitgliedschaft in der FDJ. Die Organisation stellte stets „das Kollektiv“ in den Mittelpunkt, Individualismus war wenig erwünscht.

Die Pionierkleidung bestand aus weißen Blusen und Hemden. Am linken Ärmel befand sich ein Aufnäher mit dem Emblem und gegebenenfalls ein Rangabzeichen mit Streifen in der Farbe des Halstuchs (drei Streifen für Freundschaftsratsvorsitzende, zwei Streifen für Gruppenratsvorsitzende und weitere Funktionen). Dazu wurden dunkelblaue Hosen oder Röcke getragen. Als Kopfbedeckung diente ein dunkelblaues Käppi. Die Kleidung wurde nur zu besonderen Anlässen vollständig getragen, z.B. bei den Fahnenappellen, zu Gedenktagen, staatlichen Feiertagen oder festlichen Schulveranstaltungen. Vorgeschrieben war sie zwar nicht (abhängig von der Ausrichtung des Lehrer-Kollektivs) aber zeitweise waren auch Repressalien wegen des Nichttragens üblich. Zumindest das Tragen des Halstuches war in den Schulen an den Tagen, an denen sich die Pioniergruppe nach der Schule regelmäßig traf (den „Pioniernachmittagen“) und an sozialistischen Feiertagen erwünscht.

Die Pioniere der 1.–3. Schulklasse (von 6 bis 10 Jahren) zählten zu den Jungpionieren und trugen blaue Halstücher.

Die Pioniere der 4.–7./8. Klasse (9/10 bis 13/14 Jahre) wurden nach dem ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann "Thälmann-Pioniere" genannt und trugen bis zum 10. Dezember 1973 ebenfalls ein blaues, ab dann schrittweise ein rotes Halstuch.

Die Mitgliedschaft bei den Jungen Pionieren sowie den Thälmann-Pionieren war formal freiwillig. Andererseits wurde sie auch aus Sicht vieler Eltern als selbstverständlich angesehen. In der Praxis ging die Initiative für die Aufnahme aller Schüler einer Klasse von der Schule aus. Wie die Mitgliederquote von bis zu 98 Prozent der Schüler (in den späteren Jahren der DDR) zeigt, mussten die Sechs- bzw. Zehnjährigen (oder deren Eltern) von sich aus aktiv werden, um nicht Mitglied zu werden.